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Hochbau

Wohnen, wo und wie ich will – kein Problem!?

Wohnungsmarkt und Wohnungsbau für Menschen mit Behinderung in Hamburg

Bei unserem Selbsthilfebeirat, zu dem wir einmal jährlich Mitglieder der Hamburger Behindertenselbsthilfevereine und -verbände einladen, ging es dieses Jahr am 14. April 2025 um das Thema Wohnen. Sowohl bei Nutzer*innen als auch bei  Anbieter*innen gibt es Unsicherheit zu den verschiedenen Begrifflichkeiten: Ist die Wohnung nun barrierefrei, rollstuhlgerecht oder behindertengerecht? Was macht den Unterschied aus und wie erkenne ich diesen? Und mindestens ebenso wichtig: Wo finde ich Wohnungen, die meinem Bedarf entsprechen?

Unsere Teams Hochbau und Quartiersentwicklung veranschaulichten, welche Kriterien hinter den verschiedenen Bezeichnungen stehen. Die Mitarbeiterinnen machten deutlich, auf welche Hürden Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen und Behinderungen bei der Wohnungssuche stoßen. Das Kompetenzzentrum hatte aber auch Lösungsansätze und Tipps im Gepäck.

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die Inhalte der Veranstaltung. 

Rollstuhlgerechte Wohnungen (R-Wohnungen)

Nicht nur alleinstehende Menschen benötigen rollstuhlgerechte Wohnungen. R-Wohnungen sind oft nur auf den Platzbedarf von ein bis zwei Personen ausgelegt. Dabei gibt es natürlich auch Familien, bei denen mindestens ein Familienmitglied auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Auf dem freien Markt werden Wohnungen oft als barrierefrei oder rollstuhlgerecht bezeichnet, die dann leider doch Schwellen haben. Auch im geförderten Wohnungsbau gibt es zu wenige rollstuhlgerechte Wohnungen im Angebot. 

Eine große Herausforderung ist, dass es in Hamburg keine Verpflichtung zum Bau von R-Wohnungen gibt! Aus Unwissenheit befürchten Investoren höhere Kosten und schlechtere Vermietbarkeit. Ein Lösungsansatz wäre hier, einen verpflichtenden Prozent-Anteil an R-Wohnungen bei Neubauten festzulegen, damit ein verlässliches Angebot an rollstuhlgerechten Wohnungen entstehen kann.

Barrierefreie Wohnungen

Barrierefreie Wohnungen sind für mobilitätseingeschränkte Menschen gedacht, die einen Rollator nutzen. Sie sind jedoch nicht für alle Rollstuhlnutzenden geeignet. Eine große Gruppe unserer Gesellschaft ist auf barrierefreien Wohnraum angewiesen, beispielsweise Senior*innen. Viele ältere, alleinlebende Menschen würden gern in eine kleinere, barrierefreie, günstige Wohnung ziehen, idealerweise, ohne ihr gewohntes Wohnumfeld zu verlassen. Ein Wohnungstausch mit einer jungen Familie fänden viele eine gute Lösung. Allerdings gibt es beim Wohnungswechsel so einige Hürden – zum Beispiel der Umzugsaufwand selbst oder die notwendige Zustimmung der Vermieter*innen. Auch die teuren Mieten von neu gebauten Wohnungen sind ein echtes Hindernis.

Das größte Problem ist jedoch, dass in Hamburg grundsätzlich eine beträchtliche Anzahl barrierefreie Wohnungen fehlen. Die Hamburgische Bauordnung sieht derzeit vor, dass in Gebäuden ab vier Wohnungen die Wohnungen eines Geschosses barrierefrei erreichbar sein müssen. Zukünftig gilt dies schon ab zwei Wohnungen, was eine kleine Verbesserung ist.

Behindertengerechte Wohnungen

Eine behindertengerechte Wohnung ist an die individuellen Bedürfnisse einer bestimmten Person angepasst. Schwierig wird es hier besonders für junge Menschen mit Behinderung, die eine eigene Wohnung suchen – zum Beispiel aufgrund eines Studiums. Bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen ist in Hamburg sowieso schon knapp. Ist man aufgrund einer Behinderung auf direkte Nähe zur Uni angewiesen, wird es nahezu unmöglich, etwas zu finden. So sind von den rund 4.500 Wohnplätzen, die das Hamburger Studierendenwerk anbietet, nur 55 als barrierefreie Wohneinheiten ausgewiesen – das sind 1,22 Prozent. Hier muss nicht nur die Quote angehoben werden, damit mehr junge Menschen mit Behinderung ihren Alltag selbständig leben und ihre Ausbildung oder ihr Studium nach eigenem Interesse wählen können. Außerdem braucht es eine grundsätzlich bessere Infrastruktur sowie leichteren Zugang zu Assistenzangeboten.

…und was macht das Kompetenzzentrum?

Zum Thema Wohnen arbeiten die Kolleg*innen aus den Bereichen Hochbau und Quartiersentwicklung zum Beispiel an:

  • der fachlichen Kommentierung von Gesetzestexten
  • der Erstellung von Fachempfehlungen, auch gemeinsam mit den Landesfachstellen für Barrierefreiheit der anderen Bundesländer
  • der Aufklärung und Wissensvermittlung über die Anwendung der Barrierefreiheit gemäß der Planungsgrundlagen für barrierefreies Bauen in Wohngebäuden (DIN 18040-2)
  • der Beratung der öffentlichen Hand sowie Bauträger*innen, Architekt*innen, Wohnungsbaugesellschaften, Vereinen und Betreiber*innen

Der Bereich Hochbau berät Wohnungsneubauten von beispielsweise Bauträger*innen oder Baugemeinschaften und auch Frauenhäuser. Hierbei geht es hauptsächlich um die Barrierefreiheit in den gemeinschaftlich genutzten Flächen wie Eingangs- und Erschließungsbereiche, Gemeinschaftsräume sowie Waschküchen und Abstellflächen. Der Fokus liegt auf der Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit: Wo ist das Gebäude, das ich suche? Wo ist der Eingang? Wie komme ich in das Gebäude? Wie finde ich mich dort zurecht? Wie kann ich mich durch das Gebäude bewegen? Das Kompetenzzentrum berät und begleitet Planende und Nutzende bei der Konzeption von barrierefreien Gebäuden. 

Grundsätzlich setzen wir uns dafür ein, die Wohnungslandschaft für Menschen mit Behinderung in Hamburg zu verbessern. Es ist aber auch unser Auftrag, aufzupassen, dass keine Rückschritte gemacht werden. Bereits erreichte Ziele und Standards dürfen nicht zulasten von Menschen mit Behinderung wieder eingeschränkt werden. Barrierefreiheit ist kein Nice-to-have, kein Goodie und erst recht keine Verhandlungssache. Sie ist Menschenrecht. 

Juli 2025, Redaktion: Anna Dobert

 

Welche Beratungsangebote gibt es noch? 

Sie haben Fragen oder wünschen noch mehr Informationen?

Wir sind gern für Sie da: hochbau@kompetent-barrierefrei.de

Kontakt / Hochbau:

Dipl.-Ing. Cornelia Zolghadri
040 8 55 99 20-25

Cornelia Zolghadri, Hochbau, Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg

Kontakt / Hochbau:

Lisa-Marie Kolbinger M. Sc. Architektur
040 855 99 20-33

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