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Information und Kommunikation

Leichte Sprache und KI – passt das zusammen?

Künstliche Intelligenz scheint sich auch im Bereich der Leichten Sprache zu einem vielversprechenden Instrument zu entwickeln. Aktuell wird viel darüber gesprochen, welche Qualität KI-generierte Texte in Leichter Sprache liefern, wie KI-basierte Tools sinnvoll eingesetzt werden können und worauf dabei geachtet werden muss. Bei allen Überlegungen ist es wichtig, diejenigen einzubeziehen, für die die Texte in Leichter Sprache bereitgestellt werden.

Unsere Kollegin Rebecca Schulz aus dem Beratungsbereich Information und Kommunikation hat das Thema in einer zweiteiligen Online-Veranstaltungsreihe beleuchtet. Die erste Veranstaltung am 26. Februar 2025 richtete sich vor allem an Übersetzer*innen für Leichte Sprache, Mitarbeitende aus Behörden, Unternehmen und anderen Einrichtungen, die eine Übersetzung in Leichte Sprache beauftragen möchten. Hier ging es darum, von Menschen übersetzte Texte KI-generierten Texten gegenüberzustellen und die Unterschiede zu analysieren. Dabei wurde schnell deutlich, dass KI-generierte Texte nicht an die Qualität der von Menschen übersetzten Texte herankommen.

Am 26.3. 2025 standen in einer Folgeveranstaltung Leichte-Sprache-Nutzende im Vordergrund. Bei diesem Online-Termin wurde Rebecca Schulz unterstützt von Franziska Läsche und ihrer Prüfgruppe für Leichte Sprache von alsterarbeit in Hamburg. Teilgenommen haben Übersetzer*innen für Leichte Sprache und andere Interessierte. Die Teilnehmenden konnten der Prüfgruppe ihre Fragen zum Thema Leichte Sprache und Künstliche Intelligenz stellen. 

Beide Veranstaltungen brachten spannende, praxisrelevante Erkenntnisse zur Nutzbarkeit und Nutzung von KI im Hinblick auf Leichte Sprache:

Leichte Sprache und KI – Verständlichkeit mit einem Klick?

Am 26. Februar zeigte Rebecca Schulz in der 1. Online-Veranstaltung anhand eines Beispieltextes, wie Menschen einen Text in Leichte Sprache übersetzen. So konnten die Teilnehmenden den Übersetzungsprozess nachvollziehen. Das Ergebnis der Übersetzung wurde Texten gegenübergestellt, die von verschiedenen KI-Tools generiert worden waren. Dabei wurde deutlich, dass der Mensch im Gegensatz zur KI wichtige Entscheidungen auf Textebene trifft: das Filtern von Informationen und die Strukturierung von relevanten Inhalten. Diese werden von einer KI wenig bis kaum berücksichtigt. Zudem verstoßen KI-generierte Texte noch häufig gegen die Regeln für die Übersetzung in Leichte Sprache; es fehlen beispielsweise Erklärungen für schwierige Begriffe, die an den Kontext und die Lebenswelt der Zielgruppe angepasst sind. 

Verständliche Sprache mit einem Klick? So leicht ist es also nicht. KI-generierte Texte müssen nach Erstellung unbedingt überarbeitet werden. Hier sollte man den Aufwand der Überarbeitung auf jeden Fall im Blick haben. Daraus ergibt sich die Frage, wie hilfreich die KI als Hilfsmittel beim Übersetzen tatsächlich ist. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Texte von einer Person überarbeitet werden, die selbst die Leichte-Sprache-Regeln kennt und beherrscht. Ob dann immer noch von einer Übersetzung oder eher von Post-Editing die Rede sein sollte, ist noch nicht final geklärt. Dies hätte aber Auswirkungen auf die preisliche Gestaltung eines Leichte-Sprache-Auftrags. Fazit: Es ist wichtig, dass die Qualität von Leichte-Sprache-Texten nicht verloren geht, wenn auf eine schnelle Produktion möglichst vieler Inhalte gesetzt wird. Letztendlich darf nicht vergessen werden, dass die Zielgruppe auf qualitativ hochwertige Texte angewiesen ist.

Und was sagen Leichte-Sprache-Nutzende?

In der Veranstaltung am 26.3. wurde im Austausch der Prüfgruppe mit den Teilnehmenden deutlich, dass der Fokus der Erstellenden häufig auf schriftlichen Texten in Leichter Sprache liegt. Auch beim Einsatz von KI-Tools heißt es immer wieder, dass diese dazu dienen können, schneller mehr schriftliche Texte in Leichter Sprache zu erstellen. Im Alltag der Prüfgruppe spielen schriftliche Texte vor allem im Arbeitskontext eine wichtige Rolle. In der Freizeit und im privaten Alltag bevorzugen die Mitglieder allerdings Video- und Audioformate; Nachrichten werden per Sprachnachricht verschickt, Suchanfragen im Internet über die Spracheingabe gestellt. Dieser Aspekt sollte bei der Erstellung von Inhalten in Leichter Sprache unbedingt mitgedacht werden. Künstliche Intelligenz selbst – wie ChatGPT oder andere Programme – waren den Mitgliedern der Prüfgruppe unbekannt. Hier wäre zu überlegen, Menschen mit Behinderung zu verschiedenen Programmen zu schulen, um zu zeigen, wie ihnen KI tatsächlich eine Hilfe sein kann. Ein weiteres Ergebnis des Austauschs war, dass die Prüfgruppe Wert darauflegt, zu erfahren, ob ein Mensch oder eine KI den Text in Leichter Sprache erstellt hat. Das Thema war ihnen wichtig und wurde lebhaft diskutiert. Dies zeigt, dass die Zielgruppe von Leichter Sprache nicht aus dem Blick verloren werden darf, wenn über den Einsatz von KI gesprochen wird.

Aufzeichnung Gespräch Prüfgruppe

Zur Vorbereitung der Veranstaltung am 26.3. war Rebecca Schulz Anfang März bei alsterarbeit vor Ort, um die Gruppe kennenzulernen und zum Thema Leichte Sprache und KI zu befragen. Wir bieten Ihnen eine Audio-Aufzeichnung sowie ein Transkript des Gesprächs an. Viel Spaß beim Hören und Lesen! 

Zum Gespräch

Verfasserinnen: Anna Dobert, Rebecca Schulz, April 2025

Kontakt / Information und Kommunikation:

Rebecca Schulz M.A.
040 855 99 20-34
r.schulz@kompetent-barrierefrei.de

Rebecca Schulz