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Barrierefreie Veranstaltungen - Empfehlenswerte Arbeitshilfen und Checklisten

Das Kompetenzzentrum hat sich für unseren Selbsthilfebeirat im November 2022 mit dem Thema „Barrierefreie Veranstaltungen“ beschäftigt. Zur Vorbereitung haben wir recht umfassend recherchiert, welche Informationsquellen und Hilfestelllungen es im Internet bereits frei verfügbar gibt.

Im Ergebnis können wir feststellen, dass es bereits einige sehr informative, gut nutzbare Leitfäden gibt. Eine eigene Planungshilfe anzubieten, ergibt daher aus unserer Sicht wenig Sinn. Deshalb haben wir uns entschieden, einzelne Hilfestellungen für bestimmte Zwecke vorzustellen. Sicher gibt es noch viele andere gute Arbeitshilfen. Folgende haben wir geprüft und können sie weiterempfehlen.  Wir erläutern jeweils, warum wir die Arbeitshilfe empfehlenswert finden, ordnen ein, für welche Arten von Veranstaltungen sie geeignet ist, nennen wichtige Merkmale und geben dort, wo wir Lücken gefunden haben, ergänzende Hinweise.

Die hier genannten Arbeitshilfen beziehen sich vorrangig auf Veranstaltungen in Präsenz, lediglich in der Arbeitshilfe Ebersberg gibt es Hinweise zu digitalen Veranstaltungsformaten.

Gute Informationen zu Barrierefreien Webkonferenzen finden Sie hier: Bundesfachstelle Barrierefreiheit - barrierefreie Webkonferenzen (öffnet in neuem Fenster)

Unsere Auswahl ist bewusst knappgehalten. Wer sich gern in einer weiteren Auswahl umschauen möchte, ist bei der Sammlung der Bundesfachstelle gut aufgehoben: Bundesfachstelle Barrierefreiheit - Veranstaltungsplanung (öffnet in neuem Fenster) Gerne hier etwas stöbern. Es gibt Links, die zu ganz verschiedenen Fragestellungen zum Thema hilfreich sein können (z.B. Festivalplanung).

Wir erfinden das Rad nicht neu. Wir verweisen auf bereits Vorhandenes, zum Teil auch schon etwas länger Verfügbares. Wir freuen uns jederzeit über Hinweise zu aktuelleren Versionen oder Änderungsbedarf.

Kontakt / Öffentlichkeitsarbeit:

Anna Dobert
040 8 55 99 20-23
a.dobert@kompetent-barrierefrei.de

Anna Dobert, Öffentlichkeitsarbeit, Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg

Von uns empfohlene Planungshilfen

1. Bundesfachstelle Barrierefreiheit

Checkliste barrierefreie Veranstaltungen (PDF, zuletzt abgerufen 21.04.2023)

Geeignet für: Aus unserer Sicht eher für kleinere Veranstaltungen geeignet. Wir empfehlen die Handreichung für Veranstaltungen bis maximal Tageslänge mit bis ca. 50 Teilnehmende. Greifen Sie für Arbeitskreise, Mitgliederversammlungen und kleine Fachtage gerne zu dieser Liste.

Merkmale: Sehr überschaubar, geringe Einstiegshürde, man kann direkt loslegen. Kompakt und praktisch durchgehend als Checkliste aufgebaut. Größere Zusammenhänge wie z.B. das Verfahren zu Wortmeldungen oder vorgehaltenen Service- und Assistenzangebote werden nicht behandelt.

Ein paar ergänzende Hinweise:

  • Achten Sie verstärkt auf gute Auffindbarkeit des Veranstaltungsortes von außen. Insbesondere sollten Überlegungen zu eingeschränktem Sehvermögen, Blindheit und begrenztem Schriftsprachverständnis einbezogen werden. Benennen Sie mögliche Erschwernisse explizit in Einladung und Wegbeschreibung.
  • Öffnen Türen automatisch, sind Türen auch aus einem Rollstuhl heraus eigenständig zu öffnen?
  • Fragen der Möblierung werden nur begrenzt betrachtet. Ist das Mobiliar einerseits stabil und sicher, andererseits angemessen flexibel? Stühle dürfen nicht unkontrolliert wegrollen oder -rutschen, evtl. muss aber an der einen oder anderen Stelle spontan ein kleiner Umbau möglich sein.
  • Die Liste nimmt den Bereich Service- und Assistenzleistungen nicht gesondert auf. Entweder versorgen sich die Teilnehmenden selbst, oder dieser Bereich muss gesondert betrachtet und geplant werden

2. Landkreis Ebersberg

Leitfaden zur Planung und Durchführung von barrierefreien Veranstaltungen (lra-ebe.de, April 2022, zuletzt abgerufen 21.04.2023)

Geeignet für:  Kleine bis mittelgroße Veranstaltungen, je nach Komplexität auch bis ca. 150 Teilnehmende. Der Fokus liegt stark auf bühnenorientierten Veranstaltungen mit Wortbeiträgen.

Merkmale: Übersichtliche Einleitung, anschauliche Sensibilisierung zum Thema, darauf folgt eine gut gegliederte Checkliste. Der Leitfaden ist besonders gut geeignet für Menschen, die sich erstmalig mit dem Thema auseinandersetzen, sich ein wenig ausführlicher informieren wollen oder noch nicht viele barrierefreie Veranstaltungen geplant haben. Außerdem enthalten: ein Glossar zu wichtigen Begriffen, sowie ein Adress- und Linkverzeichnis. Allerdings haben die Verweise teilweise einen starken regionalen Bezug. Sie bieten dennoch gute Ansatzpunkte, an wen man sich in der eigenen Region wenden könnte.

Ein paar ergänzende Hinweise:

  • Achten Sie bei der Bedarfsabfrage in der Einladung ggf. darauf, auch Plätze für Begleitpersonen und/oder Blindenführhunde abzufragen.
  • Denken Sie im Rahmen der Einladung an eine (barrierefreie) Wegbeschreibung, die auch Anfahrtsmöglichkeiten für Mobilitätsdienste umfasst. Die Zugangsmöglichkeiten zum Veranstaltungsort selbst sollten ebenfalls beschrieben werden.
  • Bei der Wahl des Veranstaltungsortes sollten Sie darauf achten, dass Teilnehmende sich möglichst selbstständig dort bewegen können. Auch die Zugänglichkeit von z.B. Terrassen oder Balkonen sollte ggf. geprüft werden. Falls es Hindernisse im Gebäude gibt, die nicht selbstständig überwunden werden können, sollten Sie überlegen, ob Servicepersonal gestellt wird (zum Beispiel, um schwere Türen zu öffnen oder bei der Überwindung kleinerer Schwellen zu assistieren).

3. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)

DGUV Information 215-121 - Gestaltung barrierefreier Tagungen, Seminare und sonstiger Veranstaltungen (PDF Oktober 2018, abgerufen 28.04.2023)

Geeignet für:  Veranstaltungen fast beliebiger Größe, allerdings eher tagungs-/kongressorientiert. Kulturveranstaltungen mit dynamischem Publikumsbetrieb werden z.B. eher nicht adressiert, für kleinere Veranstaltungen unter 50 Teilnehmenden evtl. etwas überdimensioniert. Aber gerne kurz nach Situation abwägen: Es werden z.B. auch SB-Situationen wie in Kantinen berücksichtigt.

Merkmale: Umfangreicher, gut gegliederter Textteil. Sensibilisierung vom Grundsatz bis in spezifische Teilfragestellungen. Umfangreiche Checkliste, weitgehend nach sachlichen Aspekten praxistauglich strukturiert. Die Publikation kann gut auch von Einsteigern in das Thema genutzt werden. Der Textteil leitet auf die in den Checklisten behandelten Frage hin und macht deren Zweck verständlich. Es werden auch Themen bearbeitet oder zumindest angeschnitten, die eher für komplexere Veranstaltungen relevant werden, z.B. Empfangs- und Service-Bereich, Hotelunterbringung bei mehrtägigen Veranstaltungen oder Feedback-Befragungen im Nachgang.

Ein paar ergänzende Hinweise:

  • Bei Veranstaltungen mit mehr- oder vielköpfigem Serviceteam sollten Sensibilisierung, spezifische Umgangs- und Anspracheformen, Einrichtungen für spezifische Bedarfe etc. Bestandteil des Qualifizierungskonzeptes sein. Diese Fragen werden in der Checkliste grundsätzlich behandelt, könnten für große Veranstaltungen aber gerne etwas deutlicher hervorgehoben werden.
  • Der Aufbau der Checkliste ist eher sach-, als phasenorientiert. Sie muss so umfänglich in jeder Planungsphase wieder in Gänze in die Hand genommen werden. Eine phasenorientierte Vorplanung könnte daher am Ende Arbeit sparen.
  • Die sachliche Orientierung zerreißt zudem Fragen, die gut zeitgleich betrachtet werden könnten, z.B. Nr. 12 Behindertenparkplätze und Nr. 18 An-/Abreise. Für eine Arbeitsaufteilung sollte die Liste also im Vorwege genau betrachtet und einzelne Blöcke im Sinne einer effizienten Bearbeitung zusammen vergeben werden.

Verfasser*innen

Anna Dobert, Wilfried Laudehr

erstellt/Stand: 11.05.2023