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Barrierencheck in der Schule: Kompetenzzentrum und Q8 Großlohe starten Pilotprojekt

Ohne Barrierefreiheit kann es mit der Inklusion nicht klappen. Wenn Menschen immer wieder auf Hindernisse stoßen, können sie nicht selbstbestimmt, selbstständig und gleichberechtigt am Leben teilhaben. Was können wir dagegen tun?

Am besten denken wir Barrierefreiheit von Anfang an mit. Dann wird sie irgendwann ganz selbstverständlich. Wo könnte man sich besser mit dem Thema beschäftigen als in der Grundschule? Hier werden entscheidende Grundlagen fürs Lernen gelegt. Und auch das gesellschaftliche Miteinander spielt eine bedeutende Rolle. Die Themen, die Kinder in ihrer Schulzeit verinnerlichen, nehmen sie in ihr Leben mit, sie setzen das Gelernte um und handeln danach.

Gruppenbild: Das Projektteam und die Klasse 3a

Deshalb haben wir vom Kompetenzzentrum auf Initiative und gemeinsam mit Q8 Großlohe ein Pilotprojekt entwickelt. Die Idee: Schüler*innen und Lehrer*innen dazu ermutigen, sich mit dem Thema Barrierefreiheit ganz praktisch auseinanderzusetzen. Für das Projekt konnten wir die Klasse 3a der Grundschule Großlohering gewinnen. An drei Terminen im Dezember 2022 war das Projektteam (Joachim Becker, Anna Dobert, Sylvia Pille-Steppat und Kathi Wegner (Q8)) in der Schule vor Ort.

Barrieren erkennen und erklären

Beim ersten Termin konnten die Kinder die Welt mit Barrieren aus der Sicht von Menschen mit einer Behinderung selbst erfahren. Dafür hatten wir einen Parcours mit verschiedenen Stationen vorbereitet. Ob mit dem Rollstuhl über eine Turnmatte rollen oder eine Klingel erreichen, mit verbundenen Augen und dem Langstock eine Strecke ablaufen oder mit Lärmschutzkopfhörern von den Mitschüler*innen gesprochene Worte verstehen – die Klasse 3a war mit Begeisterung dabei!

Eine Frau und ein Junge von hinten. Sie sitzen jeweils in einem Rollstuhl. Der Junge, versucht, einen hochgelegenen Klingelknopf zu erreichen.Ein Kind mit verbundenen Augen und mit Langstock geht durch einem Raum. Eine Gruppe Kinder schaut ihm zu.Zwei Lärmschutzkopfhörer liegen auf einem Tisch. Darunter liegen Zettel beschriftet mit den Wörtern Narwal und Luchs
Ein auf den gehweg gemalter Kreidekreis. Ein Langstock ragt ins Bild und ist auf die Mitte des Kreises gerichtet.

Beim zweiten Termin erkundeten die Kinder in zwei Gruppen ihr Schulgelände und einen Teil ihres Schulwegs. Unterstützt und begleitet von den Expert*innen aus dem Kompetenzzentrum und Q8 identifizierten sie Barrieren, markierten diese mit Straßenkreide und fotografierten sie. So wurden z.B. hochstehende Schachtabdeckungen, zu enge Toilettenräume oder schweröffnende Türen gefunden.  Die Schüler*innen konnten schon sehr treffsicher erkennen und erklären, was ein Hindernis ist – und warum.

Frau Marx (in Polizeiuniform) zeigt auf ein Plakat an einer Stellwand und wendet sich einem Mädchen zu, das ihr das Plakat erklärt

Ihre Entdeckungen präsentierten sie beim Abschlusstermin am 20. Dezember 2022 in der Pausenhalle und stießen bei den eingeladenen Vertreter*innen der Presse, Politik und Polizei auf offene Ohren. Interessiert ließen diese sich von den Schülerinnen und Schülern die vorher im Unterricht erstellten Plakate mit den Fotos und Erläuterungen zu den Barrieren erklären. Die Stadtteilpolizistin Frau Marx kümmerte sich im Anschluss direkt darum, die hochstehende Schachtabdeckung angleichen zu lassen – diese stellt nun kein Hindernis mehr da. Ein toller Erfolg für die kleinen Barriereentdecker*innen!

mit Kreide markierte hochstehende Schachtabdeckung im Gehwegeingeebnete Schachtabdeckung im Gehweg

Besonders gefreut hat uns, mit wie viel Begeisterung und echtem Interesse die Kinder bei der Sache waren. Auch für das Klassenteam um Klassenlehrerin Inken Szitnick eine tolle Erfahrung: „Sich so direkt und praktisch mit dem Thema Barrierefreiheit auseinanderzusetzen, hat uns bewusstgemacht, wie wichtig es wirklich ist. Und dass es für uns alle Relevanz hat!“

Wie geht es weiter?

Das Projektteam ist sich einig: Schüler*innen und Lehrer*innen im Rahmen eines solchen Projekts ganz praktisch mit dem Thema Barrierefreiheit in Berührung zu bringen und ihr Bewusstsein dafür zu stärken, halten wir nach unseren Erfahrungen mit der Klasse 3a für einen sinnvollen, zukunftsfähigen Weg. Dafür gilt es, weitere Menschen als Multiplikator*innen zu gewinnen. Aktuell entwickeln wir im Kompetenzzentrum Ansätze, wie man Lehrer*innen  begeistern kann, solch ein Projekt eigenständig im Schulalltag durchzuführen. Eine ganz konkrete Idee: ein praxisnahes Fortbildungsangebot in Form eines Workshops. In diesem können Teilnehmende zunächst selbst einmal Barrieren erkunden, ähnlich wie die Klasse in unserem Pilotprojekt. Auch im Paket: Konzept, Vorlagen und Anregungen zur Umsetzung der Projekteinheit mit Schüler*innen.

Das Kompetenzzentrum kann über das Fortbildungsangebot hinaus bei Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und Schnittstelle zur Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung sein. Bei dem Projekt mit der Grundschule Großlohering wurde deutlich, dass vor allem auch der Kontakt und offene Austausch mit einem Menschen mit Behinderung für die Kinder besonders eindrücklich war. Wir empfehlen, diesen Aspekt auch bei nachfolgenden Projekteinheiten zu berücksichtigen.

Die Entwicklung einer Arbeitshilfe, die ergänzende und vertiefende Aktions- und Ausflugsideen im Raum Hamburg vorstellt, ist ebenfalls geplant.

Darüber hinaus streben wir eine Vernetzung mit themenverwandten Projekten und Institutionen der Lehrer*innenfortbildung in Hamburg an. So könnten Ressourcen gebündelt und gemeinsam Strategien zur besseren Implementierung des Themas in Schule entwickelt werden.

Über das Projektteam

Das Schulprojekt knüpft an eine Aktion aus dem Jahre 2021 an. Unter dem Motto „Barrierefreiheit im Test – wo lauern die Alltagshürden in Großlohe?“ hatten Q8 Großlohe und das Kompetenzzentrum gemeinsam mit großer Resonanz einen Stadtteilrundgang organisiert. Mehrere der dabei entdeckten Barrieren konnten im Anschluss abgebaut werden. Durch diese erfolgreiche Zusammenarbeit kam es dann zu dem Schulprojekt. Q8 Großlohe ist Teil der Initiative „Q8 Quartiere“ der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, die Ansätze der Sozialraumorientierung, der Quartierentwicklung und der Inklusion zu einer Gesamtstrategie  verbindet und sich dabei als Intermediärin versteht, um das inklusive Zusammenleben in Quartieren zu verbessern.  

Haben Sie Fragen oder Ideen zum Schulprojekt? Melden Sie sich gern bei unserer Öffentlichkeitsreferentin Anna Dobert.

Kontakt / Öffentlichkeitsarbeit:

Anna Dobert
040 8 55 99 20-23
a.dobert@kompetent-barrierefrei.de

Anna Dobert, Öffentlichkeitsarbeit, Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg