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Autonomes Fahren – Traum oder Albtraum?

Autonom fahrende Fahrzeuge sind im Kommen. Schon bald werden sie sich ohne Zutun einer Fahrerin oder eines Fahrers ihren Weg durch den Verkehr bahnen. Die Erwartungen sind hoch: Die Fahrzeuge sollen Personalprobleme lösen, konventionelle Buslinien ergänzen oder ersetzen. Die technischen Anforderungen an ein Fahrzeug, das sich komplett eigenständig im Stadtverkehr bewegen und navigieren soll, sind gewaltig. Dabei ist die Barrierefreiheit noch gar nicht mitgedacht!

Menschen mit Behinderung stellt das Konzept „Autonomes Fahren“ vor besonders große Herausforderungen: Sie müssen mit einem Verkehrsmittel unterwegs sein, in dem es keinerlei Unterstützung durch anwesendes Personal gibt. Daher gilt hier, fast noch mehr als in „herkömmlichen“ Verkehrsmitteln: Die Fahrzeuge, die Haltestellen und alles was damit zu tun hat - zum Beispiel der Bestellvorgang - müssen hundertprozentig barrierefrei sein. Und das nicht nur im Normalbetrieb, sondern gerade auch bei Störungen und Notfällen. Für viele der damit verbundenen Anforderungen gibt es noch keine technischen Lösungen. Sie müssen erst entwickelt werden. Und zwar nicht irgendwann, sondern genau jetzt, gemeinsam mit den Prototypen der autonom fahrenden Fahrzeuge!

Zurzeit stehen wir am Scheideweg. Wird die neue Technologie den Traum der Menschen mit Behinderungen nach einer eigenständigen Mobilität erfüllen helfen? Oder wird es der Albtraum eines weiteren Verkehrssystems, von dessen Nutzung sie aufgrund vorhandener Barrieren ausgegrenzt sind? 

Zum Prozess gehört für uns vom Kompetenzzentrum auch, über das Thema zu berichten und aufzuklären. So sprach unser Kollege Joachim Becker letzte Woche im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Hamburg ohne Barrieren“ des Büros der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung über Autonomes Fahren. In der Online-Veranstaltung erläuterte er rund 20 Teilnehmenden aus Verwaltung, Politik und Interessenvertretung die Chancen und Risiken des Autonomen Fahrens. Seinem Vortrag schloss sich eine lebhafte Gesprächsrunde an, bei der Fragen diskutiert wurden wie: Schon im konventionellen ÖPNV werden viele Barriere nicht abgebaut, wie soll das dann bei autonomen Fahrzeugen gehen? Steht im ÖPNV nicht der Effizienzgedanke zu sehr im Vordergrund? Viele Barrieren liegen im Straßenraum und können von den Betreibern der Fahrzeuge nicht beeinflusst werden. Wo kommen hier integrierte Planungsansätze her?

Es bleibt spannend. Und es wird schwierig. Das Kompetenzzentrum ist in Hamburg bei einigen Entwicklungen einbezogen. Immer wieder merken wir, welche Grenzen in puncto Barrierefreiheit gezogen werden sollen, sei es aus Kostengründen oder wegen (angeblicher) technischer Unmöglichkeiten. Diese Grenzen weitgehend zu verschieben oder gar aufzulösen, ist unsere Aufgabe, der wir uns mit Fachwissen und Engagement stellen.

Sie haben Fragen zum Thema oder möchten sich darüber austauschen? Sprechen Sie uns gerne an!

 

Kontakt / Verkehrs- und Freiraumplanung:

Dipl.-Ing. Joachim Becker
040 8 55 99 20-22
j.becker@kompetent-barrierefrei.de

Joachim Becker, Verkehrs- und Freiraumplanung,  Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg